Donnerstag

Tea-Time-Talks-Thursday: Interview mit Julia Dippel

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Es ist Sonntag, 16:00 Uhr vor fast einem Jahr. Ich habe mich via Skype mit der Autorin Julia Dippel, der Autorin der Izara Reihe, verabredet, um einige Fragen zu besagter Reihe zu stellen. Nach ein paar Minuten, in denen ich erfolglos versuche meine Webcam einzuschalten, beginnen wir schließlich das eigentliche Interview.

SolarisAmaterasu | Julia Dippel 

Schon einmal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast.
Ja klar, voll gerne!
Und dann würde ich auch direkt mit den Fragen, die ich dir geschickt habe, starten.

Jedes Buch hat eine Geschichte, wie kam dir die Idee mit den Primus, der Welt mit der Liga, der Phalanx und den Hexen?
Also ich habe tatsächlich immer schon ein bisschen geschrieben und als meine Freunde dann dahinter gekommen sind, haben sie irgendwann gesagt: Du musst das fertig schreiben, du musst uns was zu lesen geben. Ich hab die immer so lange hingehalten, dass ich plötzlich an dem Punkt war: Alles was ich bis jetzt angefangen habe, kriege ich nicht zuende, ich muss jetzt einfach irgendetwas neues starten.
Für mich war an dem Punkt klar, dass es irgendwie um übernatürliche Wesen gehen muss und alles was es so gab, war mir zuwider für den Moment, weil es einfach schon so überfrachtet war. Da hab ich mir gedacht: Okay, ich muss irgendwelche neuen erfinden.
Die große Frage bei diesen übernatürlichen Wesen ist natürlich klar. Die sind immer stärker, schneller und können irgendwelche besonderen Sachen, aber warum das so ist, war immer so der Knackpunkt. Da kam mir die Idee mit den Emotionen und dem Ernähren von Emotionen. Von da an ist alles so ein bisschen umgefallen wie eine Dominofigur, da irgendwie klar ist, wenn die sich von Emotionen ernähren, müssen sie schauen, dass sie auch genug kriegen und automatisch müssen die in der Weltgeschichte ihre Finger mit drinnen im Spiel haben und wenn die sich quasi auch mit Menschen mischen, was kommt dann raus. Dann war man auch schon bei den Hexen und die Namen dafür kamen dann hinterher.

Gab es einen speziellen Moment in dem du dir dachtest: Das ist es, davon möchte ich schreiben?
Ja, ich war mit meinen Schülern proben für ein Musical und da waren wir in einem Kloster untergebracht, das auch so ein Jugendzentrum oder Jugendheim war. Da saßen wir draußen unter einem Baum und meine beste Freundin war eben auch dabei, die hat auch damals Choreos gemacht und da haben wir geredet, auch mit ein paar Schülern, und da kam dann die Idee.
Alle haben gesagt mach das, schreib das und keiner hat das so wirklich geglaubt und dann hab ich es irgendwie durchgezogen.

Ist das auch der Grund, weshalb du das Theater hast miteinfließen lassen?
Ja, die haben damals auch gleich gesagt, du musst ganz viele Sachen mit reinschreiben und uns mit reinschreiben und der sollte auch noch hineinkommen und so weiter. Und kann das quasi nicht hier spielen - weil die fanden diesen Ort am Berg so schön.
Die Meinungen gehen da ein bisschen auseinander, aber die Schüler sind da immer begeistert und deswegen musste das alles irgendwie miteinfließen. Das heißt es musste irgendwie eine Theatergruppe geben, es musste irgendwo an so einem Ort spielen, deswegen ist das Lyceum früher einmal auch ein altes Kloster gewesen. Natürlich habe ich das ganze noch ein bisschen ausgebaut und irgendwie größer gemacht und auch zum Internat gemacht und so, aber die Grundsteine sind tatsächlich dort an diesen Ort gelegt worden und ich wurde auch sehr von meinen Schülern, der Theatergruppe und so inspiriert.

Hast du dir vorher schon überlegt, wie viele Teile deine Buchreihe haben soll?
Das war von Anfang an klar. Ich wusste nur nicht, ob das mit dem Verlag dann so geht, weil das dann natürlich immer erfolgsabhängig ist. Also mir war von Anfang an klar, das müssen vier Bände sein, weil die Geschichte auch vier Teile hat und der erste Band hatte damals, als ich angefangen hab das zu Verlage zu schicken, auch ein anderes Ende, weil das da ein bisschen offener war und das habe ich dann tatsächlich ein bisschen umgeschrieben und umformuliert, damit der erste Band theoretisch auch alleine stehen könnte.
Dann kam der Erfolg und mit ihm war auch recht schnell klar, dass wir die anderen Bände auch rausbringen. Also vier sinds, vier werdens und das war von Anfang an auch so. Das sieht man vielleicht auch schon ein bisschen an den Titeln, die die vier Elemente abdecken.

Wird es Prequels oder Sequels geben, wie zum Beispiel die Geschichte von Thanatos oder so ähnlich?
Also ich muss sagen, ich bin eigentlich überhaupt kein großer Fan von Prequels und Sequels. Aber ich sehe es gespalten, weil wenn ich Fan von einer Welt bin und das ganz toll finde, möchte ich auch mehr davon lesen.
Meistens funktioniert es nicht so ganz finde ich, deswegen bin ich auch kein Fan davon, aber manchmal funktioniert es. Eigentlich habe ich es nicht vor. Aber es ist klar, wenn es sowas gibt, oder geben sollte, dann wird es sehr wahrscheinlich um Bel gehen und ein Prequel sein. Aber geplant ist es nicht und eigentlich habe ich es nicht vor, da ich nach Izara auch große Lust hab andere Welten und andere Geschichten zu starten, also mal gucken was da so kommt.

Hast du auch manchmal Schreibblockaden, also etwas wo du sagst: Okay, jetzt geht es absolut nicht weiter?
Ja, habe ich. Wobei die tatsächlich ganz selten inhaltlich sind, das hat sehr viel mit meiner Motivation und meiner Lust zu tun. Das heißt ich merke die tatsächlich auch nicht so, dass ich ganz typisch vor einem weißen Bildschirm oder einer weißen Programmseite sitze, und da nichts kommen will, sondern meine Gedanken driften immer mehr ab und nach fünf Minuten merke ich, ich starre irgendwie immer noch auf dasselbe Wort, und woran ich gerade gedacht habe, das sind ganz andere Sachen.

Das habe ich also schon, wobei ich inzwischen rausgefunden habe, dass das immer an dem Punkt ist, an dem ich inhaltlich einen Fehler gemacht habe, wo ich die Personen zu irgendetwas bringen möchte, was überhaupt nicht zu deren Charakteren passt, oder wenn ich irgendeine Art von Setting oder Kapitelszene reinnehmen möchte, die so gar nicht dazu passt.
Wenn ich da etwas drehe und etwas ändere, dann komme ich eigentlich ziemlich schnell weiter.

Also überwindest du deine Schreibblockaden, indem du das, was du reinbringen wolltest veränderst?
Manchmal gibt es natürlich auch so Szenen auf die ich gar keine Lust habe, dann schreib ich einfach woanders weiter. Manchmal habe ich auch keine Lust Dinge auszuformulieren. Ich hab eine spezielle Art zu schreiben - ich weiß nicht wie viele das haben, da kenne ich mich zu wenig aus. Ich schreibe fast immer die Dialoge zuerst, wie ein Drehbuch, und dann formuliere ich es in einem zweiten Durchlauf von 'nem Kapitel aus.
Da kommen dann natürlich alle Beschreibungen und wer was sagt und wer was macht dazu. Das ist im ersten Durchlauf nur angerissen, das heißt da steht in Anführungszeichen der Text, das hat der gesagt und wenn ich glaube es später nicht mehr ganz zu wissen, schreibe ich noch kurz einen Kommentar dahinter, dass der gerade sitzt oder steht oder was gerade die Idee dazu ist, aber ausformulieren, tu ich es dann immer erst im zweiten Anlauf.
Und wenn ich da keine Lust habe auf eine Szene, schreibe ich die nur ganz schnell skizziert runter und schreibe dann an anderen Sachen und formuliere es später dann irgendwann aus.

Wo genau ist Izara, die Schreibarbeit, denn entstanden, war das im Büro, Unterwegs, oder vielleicht sogar Zuhause im Garten?
Zuhause. Ich hätte gerne einen eigenen Garten, aber ich habe keinen, folglich war das einfach nur Zuhause und da überall. Also ich bin nicht jemand mit einem festen Arbeitsplatz, sondern arbeite im Bett, auf dem Sofa, sitzend, liegend, dort wo es gerade bequem ist.

Dein Buch dreht sich quasi um Gefühle und darum, dass es okay ist, wenn man sie zeigt. Weshalb hast du dieses Thema gewählt?
Weil es mir sehr am Herzen liegt. Ich hab da meine Vorliebe für Fantasyromane gekoppelt mit etwas, dass mein Leben ziemlich prägt. Ich bin eigentlich noch Regisseurin für Theater und Musiktheater und beschäftige mich wahnsinnig viel mit Emotionen, Psychologie und der Analyse von Verhalten, weil ich das den Leuten in meinem Job einfach erklären muss. Also warum ein Charakter in einem Stück sich wie verhält und wie man das spielen und ausdrücken kann und warum das logisch ist, weshalb was passiert, etc.
Dadurch, dass ich mich so viel damit beschäftige, ist das auch wahnsinnig präsent und es ist ein bisschen so wie ich in Izara 3 geschrieben habe, bei der Abschlussrede, dass Emotionen eigentlich alles bewegen auf der Welt, also komplett egal ob das in der Wirtschaft oder der Politik ist, oder irgendwie, letztendlich stecken immer Emotionen dahinter.
Ob das jetzt ein Bedürfnis nach Anerkennung ist und dann wiederum auf einer Angst vor Ablehnung basiert oder sonst irgendwelchen Arten von Ängsten oder Sehnsüchten. Dadurch, dass das so ist hat es wahnsinnig gut da dazugepasst und ich finde es wichtig, dass gerade auch junge Leser sich dessen bewusst sind, dass Gefühle vollkommen in Ordnung sind und man sich damit auch auseinandersetzen kann, ganz rational und aber auch nicht in Verzweiflung geraten, wenn man einmal nicht Herr seiner Gefühle ist. Deswegen gibt es auch eben in den Kapiteln stellen, wo gesagt wird, man darf sich nicht ganz abschotten, man braucht sie und man braucht auch den Austausch. Man muss sich nur in einem gewissen Grad dessen bewusst sein, damit man sich nicht darin verliert.

Damit im Zusammenhang, kommen wir auch schon zur nächsten Frage: Wenn du ein Primus wärst, von welcher Emotion würdest du dich hauptsächlich ernähren?
*lacht* Das finde ich wirklich eine sehr spannende Frage. Wahrscheinlich ist es die Mischung, also ich glaube ich wäre ein totaler Feinschmecker. Das heißt es geht um die Mischung in einer speziellen Situation, also warum kriegt man von der und der Person zu dieser Tageszeit in einer Drucksituation zum Beispiel plötzlich Freude oder Neid und warum ist das so.
Und eben nicht nur eine, sondern immer in Kombination mit etwas. Ich wäre dann wahrscheinlich ein Gourmetkoch, der die Emotionen in verschiedenen Graden zusammenstellt und daraus ein Gängemenü macht, glaube ich.

Natürlich hat man meist alle Charaktere gern als Autor, aber welchen deiner Charakter, hast du am liebsten?
Natürlich wie du sagst, man hat eigentlich alle gern und man begleitet natürlich aus der Ich Perspektive die Ari so intensiv, dass man gar nicht davon loskommt und man sich mit Ari in Lucian verliebt. Also die beiden stehen quasi außer Konkurrenz.
Ansonsten sind mir die Charaktere am liebsten, die sich in so Grauzonen bewegen. Das heißt Bel  natürlich, der eigentlich theoretisch ein Böser sein sollte, es aber nicht ist. Tristan finde ich auch wahnsinnig spannend zu schreiben, weil er eigentlich der große Bösewicht ist in dem Ganzen, neben Thanatos. Zuerst als seine rechte Hand und dann natürlich später auch alleine, weil man den einfach so versteht. Also warum er diese Sachen gemacht hat. Also alle Grauzonen-Leute. Victorius ist auch so jemand. Bei diesen Leuten macht es auch wahnsinnig Spaß zu schreiben und da läuft es auch tatsächlich immer am schnellsten ab wenn die vorkommen.
Und Ryan! Unbedingt, einfach weil er cool ist.

Und umgekehrt: Welchen kannst du gar nicht ausstehen?
Ich glaube das muss ich jetzt aus technischer Autorensicht beantworten, egal ob der Charakter jetzt gut oder Böse ist, oder wie auch immer. Das ist für mich persönlich Egal, aber wenn ein Charakter quasi nicht griffig genug ist. Das ärgert mich dann selber auch, aber manchmal kommt man da nicht drum herum, da man nicht genügend Seitenzahlen zur Verfügung hat.
Zum Beispiel gibt es da aus Izara 3 Conrad. Den hatte ich eigentlich hochmotiviert angefangen, das ist einer von den neuen Jägern, der da dazu kommt, aber man müsste ihm mehr Zeit widmen, damit er spannend wird.
Das sind ein bisschen wie Geistercharaktere. Nicht fertige Charaktere, die man nicht greifen kann, weil sie zu wenig Zeit bekommen. Die mag ich am wenigsten. Die würde ich auch am ehesten aussortieren.

Was ist dein liebster Ort im Buch?
Das ist eine wirklich schwere Frage, weil ich alle toll finde. Also in der realen Welt, würde ich dieses Lyceum gerne sehen, weil es ist ja zwar angelehnt an das Kloster, aber in meinem Kopf, ist das inzwischen natürlich gewachsen und ganz anders geworden.
Ich finde Malta ist noch der realste Ort und da war ich auch tatsächlich schon, das ist einfach eine tolle Insel. Ansonsten diese Abstecherorte wie Seoul, Irland und Louisianna. In Seoul war ich noch nicht; in Irland war ich schon, da ist es ganz toll; nach Louisianna möchte ich einmal. Aber wahrscheinlich wäre mein Lieblingsort einer von den Traumorten, also von den Katakomben oder Geistorten.
Ich würde natürlich Patria ganz gerne einmal sehen, aber wahrscheinlich würde ich mich für Lucians Geist entscheiden.

Worüber freust du dich, im Bezug zu deinem Buch oder der Bücherreihe?
Ich freue mich am meisten, dass es so viele Lesern begeistern kann.  Das ist das, was für mich den Erfolg ausmacht. Dabei geht es mir tatsächlich nicht um Verkaufszahlen oder das Geld welches man damit einnimmt, aber ich lebe einfach grundsätzlich für Geschichten - deswegen bin ich auch zum Theater gekommen - und ich freue mich so, wenn ich merke, dass das was ich schreibe andere eben auch in irgendeiner Form mitreißen und die Fantasie übersprudeln lassen kann, das ist das was mir am allermeisten bedeutet.

Gibt es etwas, das du deinen Lesern mitteilen möchtest, das du noch nicht im Nachwort oder der Danksagung erwähnt hast?
Also das erste, was mir einfällt ist ein großes, großes Dankeschön, das habe ich aber tatsächlich schon erwähnt. Ich glaube aber man kann es nicht oft genug sagen. Einfach auch ein Danke für die Chance an eine deutschsprachige Autorin - deutsche Autoren haben es ja immer ein bisschen schwerer - und auch danke für die Chance die ihr einem Newcomer gegeben habt, von dem man wirklich noch gar nichts gelesen hat.
Und vor allem: Geht in die Welt hinaus und sammelt Momente. Bücher helfen da auch sehr um ein Sammelsurium von Momenten zu sammeln.

Ich freue mich, dass du dir die Zeit genommen hast. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich die Zeit dafür nimmt.
Also ich muss sagen, Zeit ist wirklich das knappste, aber ich finde es tatsächlich selbstverständlich, dass man das macht und zwar nicht weil man muss, sondern weil es einfach dazugehört. Und ich finde es toll, dass man den Kontakt zu einer Community aufbauen kann. Zu verschiedenen Bloggern, die sich soviel Mühe machen. Also ich habe zu danken, wirklich.


Nach dem Ende des Interviews, verabschieden wir uns voneinander und für mich heißt das: erst einmal transkribieren, was gerade gesprochen wurde. Alles in allem, empfand ich das Interview als sehr interessant, denn es ist schön nicht nur das Buch, sondern auch die Person dahinter kennenzulernen. Gedanken zu hören und einfach zu erfahren was hinter den Buchstaben und Seiten steht.

Ich hoffe euch hat das Interview ebenso gefallen und ich hoffe auch, dass ich es einigermaßen gut dargestellt habe, denn es ist das erste Mal, dass ich ein Interview gemacht und niedergeschrieben habe.

Sonnige Grüße
eure SolarisAmaterasu

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